Dienstag, 15. Januar 2008

Wolf Prix: Der Kommunikator

Architekten sind herausragende Gestalten. Kreativ, visionär, unbeugsam, schwarz uniformiert. Ich bin mir sicher, dass der Architekten-Job in einer spontanen Umfrage in den Top-3 der kreativsten Berufe landen würde – ungeachtet dessen, dass ein Großteil ihrer Zunft am Hungertuch nagt. Ein paar wenige Architekten haben es jedoch geschafft. Sie verschaffen sich Gehör und setzen ihre Visionen um – kompromisslos und laut polternd.
Wolf_Prix

Wolf D. Prix, Mastermind des Architekturbüros Coop Himmelb(l)au, ist einer von jenen, die es geschafft haben. Warum? Er hat die Regeln der Selbstvermarktung verstanden und wendet sie konsequent und kompromisslos an.
Er visioniert an einem genialen Grundgedanken (die Realisierung des radikal-dekonstruktivistischen Gebäudebaus), er reproduziert diese Idee in immer wiederkehrender (selbstähnlicher) Weise und vermarktet diese konsequent und merkbar (noch nie fand ein Foto ohne seinen qualmenden Reserve-Phallus den Weg in ein Massenmedium).
Dabei hat er die Spielregeln der Kommunikation und Markenbildung verstanden:
Nütze die Kommunikation nicht als Selbstzweck, sondern um dich und deine Vision zu erklären: „Du musst dich verständlich machen, sonst wirst du nicht verstanden und bekommst die Aggression sofort zu spüren. Man kann durch Kommunikation Gegner nicht zu Freunden machen, aber wenn du die Chance hast, deine Architektur zu erklären, wirst du nicht gleich aufgrund von Vorurteilen als Idiot bezeichnet.“ (Interview im Falter, 1-2/08, 11.1.-17.1.)
Solche Aussagen gefallen mir :-)

Und schon bald schwebt die ganze Geschichte in einer Metaschleife und die Kommunikation schafft Vertrauen, weil man die Abkürzung nimmt und in das Vertrauen der anderen vertraut.
Genial: Ein reziprokes Vertrauenssystem, dessen Ursprung nur noch schwer nachvollziehbar ist und aus sich selbst heraus gestärkt wird bzw. hin und wieder durch einen Stups vom Meister selbst in Schwung bleibt.
Mehr kann Kommunikation nicht leisten. Mehr ist auch nicht notwendig.

Wolf D. Prix ein Einzelfall? Nein, in der gleichen Liga spielt auch Karl Lagerfeld. Aber dann wird´s bald ziemlich dünn.

Bildquelle: http://enr.construction.com/images2/2006/08/060814-wolf-prix.jpg
komm.rip - 16. Jan, 10:39

personal trademarks

vom reserve-phallus bis zu gorbatschows leberfleck: wer sich einzigartig präsentiert, ist es wohl auch. mir gefällt prix' oben erwähnte legitimation seiner kommunikation mit dem ziel, damit eine vision zu erklären und nicht nur reiner selbstzweck zu sein. so ist eigen-pr sinnvoll.

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